Förderzentrum für Flüchtlinge vorgestellt

Die Projektpartner trafen sich gemeinsam mit der Projektklasse im BiZ in Siegen, das Foto zeigt stehend von links: Thomas Hartmann (Berufskolleg), Angelina Becker (Berufsberaterin Integration Point), Martin Hopp (DAA), Susanne Heun (DAA), Dr. Bettina Wolf (Agentur für Arbeit), Daniel Kring (Berufskolleg) und Mareike Paul (DAA). (Foto: Thomas Becker, Agentur für Arbeit Siegen)

„Ich finde es sehr gut hier. Ich habe viele Informationen über die Bewerbung, den Lebenslauf und die Alten- und Krankenpflege bekommen“, freut sich Alpha Boubacar Bah. Gemeinsam mit 12 weiteren jungen Geflüchteten hat der 21-jährige Guineer das Berufsinformationszentrum (BiZ) in Siegen besucht. Herr Bah ist Teilnehmer am Modellprojekt „Förderzentrum für Flüchtlinge mit Ausbildungsvorbereitung in Teilzeit“ der Agentur für Arbeit Siegen. Gemeinsam mit seinen Klassenkameraden, den beiden Lehrern sowie den Sozialpädagogen der Deutschen Angestellten Akademie (DAA) war er vier Stunden im BiZ, um sich dem Thema Berufsorientierung zu widmen.

Im Modellprojekt Förderzentrum für Flüchtlinge können junge Geflüchtete einen Hauptschulabschluss nachholen und sich auf die Ausbildung vorbereiten. Teilnehmer sind junge Menschen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren, weshalb es die Beteiligten kurz „Projekt 18/25“ nennen. Das Modellprojekt ist am ersten Schultag nach den Sommerferien mit zwei Schulklassen mit je 18 Teilnehmern gestartet und wird 12 Monate dauern. Sie kommen aus Siegen-Wittgenstein und Olpe.

„Mit dem Modellprojekt können wir gezielt junge Geflüchtete auf eine Ausbildung vorbereiten, die nicht mehr schulpflichtig sind, jedoch aufgrund ihres Aufenthaltsstatus oder ihrer Herkunft nicht an unseren klassischen Fördermaßnahmen teilnehmen können“, erklärt Dr. Bettina Wolf, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Siegen. Die Teilnehmer sind Geflüchtete mit Duldung und Asylbewerber, die aufgrund ihrer Herkunft keinen Zugang zu einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB) der Agentur für Arbeit haben. „Es ist erklärtes Ziel der Landesregierung und der Bundesagentur für Arbeit, auch diesen jungen Menschen eine schulische und berufliche Perspektive zu bieten.“, betont Dr. Wolf. So kommen die Teilnehmer aus neun verschiedenen Ländern. Asylbewerber aus Syrien, Irak, Iran, Eritrea und Somalia können nach ihrer Anerkennung an der etablierten Maßnahme BvB teilnehmen und sind daher nicht Teilnehmer im Projekt 18/25.

Die Geflüchteten gehen drei Tage in der Woche zur DAA in Siegen, wo der praktische Teil des Modellprojekts stattfindet. Die restlichen zwei Tage in der Woche gehen sie zum Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung und werden dort auf den Hauptschulabschluss vorbereitet. Von der DAA werden die Geflüchteten an den deutschen Ausbildungsmarkt herangeführt. Dazu gehören eine Eingangsphase mit Kompetenzfeststellung und eine Handlungsphase mit Projektarbeiten, berufsbezogenem Deutschunterricht und sozialintegrativen Aktionen. Das Berufskolleg ergänzt diesen Praxisteil durch Unterricht im Bildungsgang Ausbildungsvorbereitung in Teilzeit, der den Erwerb des Hauptschulabschluss ermöglicht.

Der Besuch im BiZ ist Teil der Projektwochen Leben und Arbeiten, die die DAA während der Herbstferien durchführt. „Die Teilnehmer sollen in den beiden Wochen einen umfassenden Eindruck vom Leben in Deutschland bekommen. Darum haben wir die Projektwochen in die beiden Bereiche Arbeiten und Leben gegliedert“, erläutert Susanne Heun, Leiterin der DAA Siegen. Der Bereich Arbeit deckt die Schwerpunkte Arbeitsalltag und Bewerbung ab. Neben dem Besuch im BiZ gehören zwei Betriebsbesichtigungen dazu. Zudem werden die Teilnehmer Vorstellungsgespräche üben und Bewerbungsmappen erstellen. Der Bereich Leben beinhaltet kulturelle, religiöse, historische und sportliche Bildung. So besichtigen die Geflüchteten eine Kirche, führen einen interreligiösen Dialog und besuchen das Haus der Geschichte in Bonn. Die nächste Projektphase ist im April, in der die Teilnehmer ein Betriebspraktikum machen sollen.

Nach dem Modellprojekt im kommenden Sommer will die Agentur für Arbeit die erfolgreichen Teilnehmer in Ausbildung oder eine Einstiegsqualifizierung vermitteln. „Engagierte und motivierte junge Menschen haben in unserer Region sehr gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden, denn in einigen Branchen fehlen Bewerberinnen und Bewerber“, zeigt Dr. Bettina Wolf die beruflichen Perspektiven für die Teilnehmer auf.

Gute Aussichten auf einen Ausbildungsplatz hat darum auch Alpha Boubacar Bah. Er möchte Altenpfleger werden und hat bereits zwei Praktika über zusammen fünf Monate in der Altenpflege gemacht. „Ich möchte anderen Menschen helfen und alte Menschen brauchen immer Hilfe“, ist er von seinem Wunschberuf überzeugt. Nun hofft er darauf, nach dem Abschluss im Sommer einen Ausbildungsplatz zu finden. Dank seiner Praktika hat er auch schon erste gute Kontakte.

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