Dezentrale Energieversorgung durch Nahwärme

Der Kreis Siegen-Wittgenstein und die EnergieAgentur.NRW boten Vertretern aus Verwaltung, Politik, Unternehmen und interessierten Bürgern jetzt eine Veranstaltung zu den Möglichkeiten der dezentralen Energieversorgung durch Nahwärme an. Verschiedene Fachvorträge informierten sachkundig über die Voraussetzungen, Systemkomponenten, Vorteile, aber auch Herausforderungen bei der Realisierung eines Wärmenetzes.

Landrat Andreas Müller begrüßte die Teilnehmer und stellte die Bedeutung der „Nahwärme“ im Zusammenhang mit der Energiewende dar: „Die dezentrale Energieversorgung spielt bei uns im Kreis eine große Rolle, insbesondere weil hier noch häufig traditionell mit Holz Wärme erzeugt wird. Außerdem gibt es in Siegen-Wittgenstein bereits zahlreiche aktive Initiativen zum Thema Nahwärme und Kraft-Wärme-Kopplung, weswegen wir gerne hierüber informieren wollen.“

Rainer Klöckner von der Firma KRING Transfer – Wärme – Technologie GmbH aus Haiger präsentierte Möglichkeiten zur industriellen Abwärme-Nutzung am Beispiel des Projektvorhabens „Nahwärme für Geisweid“ auf. Die Idee dabei ist, die thermische Energie der Deutschen Edelstahlwerke (DEW) zu nutzen, um verschiedenste private und öffentliche Gebäude, darunter auch die Universität Siegen, mit Wärme zu versorgen.

Wie intensiv und meist langfristig Projektplanungen von solcher Größe sind, berichtete Heribert Mertmann von der Naturstrom AG aus Forchheim. Grundsätzlich gilt es unnötige Wegstrecken bei der Auslegung von Nah- und Fernwärmeleitungen zu vermeiden, denn jeder zusätzlich verlegte Trassenmeter kann bis zu 500 Euro an Mehrkosten bedeuten.

Weiterhin sind zahlreiche Netzsysteme aus verschiedensten Komponenten und Materialtypen möglich, um den jeweiligen technischen Anforderungen gerecht zu werden. Die unterschiedlichen Techniken und deren Kosten müssen jedoch zwingend bei der Wirtschaftlichkeitsrechnung berücksichtigt werden, erklärte Olaf Kruse der REHAU AG + Co. aus Erlangen aus der Praxis.

Die Akzeptanz dezentraler Nahwärmeprojekte hängt in der Bevölkerung ganz stark von der Herangehensweise im Vorfeld einer Realisierung ab. Potentielle Beteiligte sollten eingebunden und am Projekt wirtschaftlich beteiligt werden. Die Wahl der „richtigen Unternehmensfindung, z.B. in Form einer „Energiegenossenschaft“, hängt stark von einem späteren Projekterfolg ab, betonte Julian Schönbeck von der Energie-Agentur NRW.

In Sachen „Nahwärme“ ist die Stadt Bad Laasphe auf einem guten Weg und kurz vor der baulichen Umsetzung, wie Joachim Debus als Vertreter der Stadtverwaltung stolz berichtete: „Wir sind nicht hinter dem Schreibtisch sitzen geblieben, sondern haben die Bürgerinnen und Bürger auf der Straße mit unserem Projekt überzeugt“. Zahlreiche Altstadtgebäude und weitere Liegenschaften sollen zukünftig mit Wärme versorgt werden.

Nach der durch Klimanetzwerker Marcus Müller (Energie-Agentur.NRW) moderierten Diskussion waren sich am Ende alle Teilnehmer und Referenten einig: Das Thema „Nah- und Fernwärme“ ist auch in Zeiten „billiger Energieimporte aus dem Ausland“ ein aktuelles Thema. Dezentrale Energieprojekte sind ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll, wenn die Voraussetzungen stimmen.

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