Deutlich mehr Lehrverträge als erwartet

1.972 betriebliche Lehrverträge schlossen die Unternehmen in Siegen-Wittgenstein und Olpe in den ersten sieben Monaten des Jahres mit jungen Menschen ab. Die Steigerung gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres beträgt vier Prozent. „Mit diesem Ergebnis sind wir außerordentlich zufrieden. Wir hatten Rückgänge erwartet. Jetzt zeichnet sich ab, dass die Unternehmen noch einmal zulegen können. Sie dokumentieren damit in eindrucksvoller Manier, dass sie ohne „wenn und aber“ hinter der betrieblichen Erstausbildung stehen“, kommentierte IHK-Präsident Felix G. Hensel die derzeitige Lage auf dem regionalen Lehrstellenmarkt. Er wies zugleich darauf hin, dass sich die positive Entwicklung in beiden Kreisen nahezu im Gleichschritt vollziehe. Schrittmacher sei einmal mehr die heimische Industrie gewesen: „Wo das verarbeitende Gewerbe brummt, haben es junge Menschen verhältnismäßig leicht, über eine Lehrstelle den Einstieg in die Arbeitswelt zu finden. Wenn es den Unternehmen gut geht, steigen die beruflichen Chancen auch junger Menschen automatisch.“

Im Kreis Siegen-Wittgenstein wurden bis Ende Juli 1.299 Lehrverträge abgeschlossen. Dies entsprach einem Zuwachs von 3,8 Prozent. Das Ausbildungsvolumen in kaufmännischen Berufsbildern stieg dort um 5,2 Prozent auf 688 Verträge an, in den gewerblich-technischen Berufen betrug das Plus 2,2 Prozent. Hier registrierte die IHK 611 Verträge. In den für die regionale Wirtschaft besonders wichtigen industriellen Metall- und Elektroberufen schlossen die Unternehmen 498 Ausbildungsverträge ab, vier mehr als im Vorjahr. Auch im Handel gab es bei 269 eingetragenen Verträgen einen ordentlichen Zuwachs von 14,5 Prozent. Demgegenüber stellten Banken und Sparkassen bei 40 neuen Auszubildenden rund elf Prozent weniger ein als im Vorjahr. Die Eintragungszahlen im Gastgewerbe verharrten auf niedrigem Niveau. Das Gastgewerbe schließt seine Lehrverträge jedoch traditionell in der Tendenz eher spät ab. Dort bleibt abzuwarten, ob sich dieser Trend stabilisiert. Für eine gesicherte Aussage ist es derzeit noch zu früh. Teilweise erhebliche Unterschiede verzeichnete die Kammer zwischen den einzelnen Kommunen. IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener: „Erstaunlich gut sind die Zahlen in Wittgenstein. In Bad Laasphe, Erndtebrück und Bad Berleburg beträgt der Zuwachs satte 33 Prozent. Das ist gut für die jungen Menschen und auch gut für das dortige Berufskolleg. Auch in Burbach (plus elf Prozent) und Siegen (plus 6,5 Prozent) war die Lehrstellensuche deutlich entspannter als im Vorjahr. Schwerer hatten es die jungen Leute, in Hilchenbach (minus 10 Prozent) und Kreuztal (minus 12,7 Prozent) eine Lehrstelle zu ergattern.“ In Netphen (minus 8,3 Prozent), Neunkirchen (minus 6,9 Prozent), Freudenberg (minus 7,4 Prozent) wurden ebenfalls leichte Rückgänge registriert, Wilnsdorf blieb gegenüber dem Vorjahr stabil.

Im Kreis Olpe wurden 673 Lehrverträge registriert, ein Zuwachs von 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Eindeutiger „Treiber“ der Entwicklung waren auch hier die Industrieunternehmen, wie IHK-Vizepräsident Rupprecht Kemper verdeutlichte: „Die Unternehmen wissen, was demografisch auf sie zukommt. Sie nehmen sehr genau wahr, dass der Lehrstellenmarkt bereits in wenigen Jahren kippt. Die allermeisten von ihnen haben verinnerlicht, dass sie sich noch stärker als bisher schon um die jungen Leute bemühen müssen. Wer das tut, hat zumindest derzeit noch keine großen Probleme. Doch wird sich das rasch ändern.“ Die Zahl der in den industriellen Metall- und Elektroberufen geschlossenen Lehrverträge stieg im Kreis Olpe um 8,9 Prozent auf 294 Verträge. Auch der Handel legte mit einem Zuwachs von 15,1 Prozent deutlich zu, die Zahl der Lehrstellen bei Banken und Sparkassen stieg leicht. Die Unternehmen in Attendorn (plus 9 Prozent), Drolshagen (plus 13,3 Prozent) und Finnentrop (plus 14,7 Prozent) steigerten ihre Ausbildungsleistung deutlich, Rückgänge gab es in Kirchhundem (minus 6 Prozent) und Lennestadt (minus 2,9 Prozent). Olpe und Wenden blieben stabil. Unisono wiesen Felix. G. Hensel und Rupprecht Kemper auf das im Kreis Olpe erreichte Ausbildungsniveau hin. Vor 20 Jahren hätten sich dort die Vertragszahlen in einer Größenordnung zwischen 450 und 500 bewegt, 2015 werde man aller Voraussicht nach erneut bei rund 750 Verträgen „landen“. Auch dies verdeutliche, wie stark die heimische Wirtschaft auf die betriebliche Lehre setze.

Interessante Unterschiede bestehen nach wie vor in der Berufswahl zwischen männlichen und weiblichen Lehrstellenbewerbern. Junge Frauen wählten 2015 am liebsten „Einzelhandelsberufe“ (170 Verträge) sowie die Berufe „Industriekauffrau“ (120) und „Kauffrau für Büromanagement“ (62). Die Hitliste der männlichen Auszubildenden führen die Berufe „Industriemechaniker“ (124) „Industriekaufmann“ (107) sowie „Zerspanungsmechaniker“ (104) an. Hier gab es gegenüber dem Vorjahr so gut wie keine Bewegung, wie IHK-Geschäftsführer Klaus Fenster feststellte: “Die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Berufswahl sind nach wie vor sehr stark. Nur wenige Berufe werden stark nachgefragt, sehr viele Berufe jedoch nur sehr verhalten. Bedauerlich ist aus unserer Sicht vor allem, dass junge Frauen die vorhandenen Chancen in den Metall- und Elektroberufen nicht stärker in Anspruch nehmen. Hier bewegt sich zwar etwas in die richtige Richtung, jedoch wäre noch mehr Dynamik wünschenswert.“

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