Bekenntnis zur Route 57 ohne „Wenn und Aber“

Verkehrsinfrastruktur im Fokus beim Wittgensteiner Unternehmergespräch: IHK-Präsident Felix G. Hensel, Landrat Andreas Müller, IHK-Vizepräsident Christian Kocherscheidt, IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener (v.l.n.r.).
Verkehrsinfrastruktur im Fokus beim Wittgensteiner Unternehmergespräch: IHK-Präsident Felix G. Hensel, Landrat Andreas Müller, IHK-Vizepräsident Christian Kocherscheidt, IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener (v.l.n.r.).

Verkehrsinfrastruktur im Fokus beim Wittgensteiner Unternehmergespräch: IHK-Präsident Felix G. Hensel, Landrat Andreas Müller, IHK-Vizepräsident Christian Kocherscheidt, IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener (v.l.n.r.).

„Ohne Wenn und Aber“ bekannte sich Landrat Andreas Müller zur Route 57 und zu einer endlich verbesserten Verkehrsanbindung Wittgensteins bis zum Jahr 2019. Vor rund 40 Wittgensteiner Unternehmern stellte er seine Erwartungen und Vorstellungen zur regionalen Verkehrsinfrastruktur vor. IHK-Vizepräsident Christian Kocherscheidt hatte den Landrat zum Wittgensteiner Unternehmergespräch der Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen in das Landhotel Doerr in Feudingen eingeladen. Müller unterstrich, wichtig sei, sich bei dem für die Region notwendigen Verkehrsprojekt auf das zu konzentrieren, was umsetzbar sei. „Und das ist die Kette von Ortsumgehungen, wenigstens bis Schameder.“ Er gehe davon aus, dass der Einstieg in die Route 57 über die Südumgehung Kreuztal schnell gelinge und der Ausbau der B62 von der derzeitigen Baustelle an der Kronprinzeneiche bis 2016 nach Lützel fortgesetzt werde. Erst 2018 und 2019 stehe die Erneuerung und der teilweise 3-spurige Ausbau der B62 zwischen Lützel bis kurz vor Erndtebrück an, für die ein Planfeststellungsverfahren erforderlich sei. Um die Zwischenzeit zu nutzen, soll daher 2017 die L719 zwischen Walpersdorf und der Siegquelle grundsaniert und erweitert werden.

Die Klarstellung des Landrates zur Route 57 und die aufgezeigte zeitliche Perspektive stießen auf die einhellige Zustimmung der anwesenden Unternehmer. „Wir müssen uns darüber im Klaren sein: Die Verbesserung der Verkehrsanbindung über die Route 57 dient neben dem Transport von Gütern vor allem den Beschäftigten und ist damit ein enorm wichtiges Standortargument in der Gewinnung von Fachkräften“, unterstrich Christian Kocherscheidt. Umso wichtiger sei, dass jetzt endlich etwas passiere. „Wir warten schon Jahrzehnte!“, ergänzte Ulf Pöppel, Geschäftsführer der BSW GmbH in Bad Berleburg. Die geplante Einrichtung einer Schnellbuslinie zwischen Bad Laasphe und Bad Berleburg, zeige, das sich auch im Busverkehr etwas tue, stelle jedoch keine Alternative zur verbesserten Straßenanbindung Wittgensteins dar.

Landrat Müller betonte die gemeinsamen Interessenlagen von Politik und Wirtschaft: Fachkräfte gewinnen und Belastungen für Steuerzahler und Unternehmen verringern. Zudem kündigte er an, alles dafür zu tun, dass die Fachbehörden der Kreisverwaltung etwaige Spielräume offen auslegen, um beispielsweise in der Bauleitplanung neue Handlungsoptionen zu eröffnen.

Ein weiteres Thema: der demografische Wandel. IHK-Präsident Felix G. Hensel hob hierbei die besondere Lage und die Folge für Arbeitsmärkte abseits von Ballungsräumen hervor: Die Kosten für eine attraktive Infrastruktur stiegen mit einer rückläufigen Bevölkerungsentwicklung. Diese Entwicklung sei insbesondere für Räume wie Wittgenstein problematisch, die im Wettbewerb ohnehin mit Standortnachteilen zu kämpfen haben. Auch auf die zunehmende Akademisierung müsse reagiert werden, wenn etwa die Partnerin oder der Partner einer gewonnenen Fachkraft eine adäquate Beschäftigung suchten. Hier leiste das durch die regionale Wirtschaft unterstützte Regionalmarketing Südwestfalen wichtige Beiträge, allerdings müsse diese Aufgabe auf allen Ebenen ernst genommen und mitgetragen werden, ergänzte Christian Kocherscheidt.

Der IHK-Vizepräsident kritisierte die deutlich zunehmende Bürokratisierung, mit der sich viele Betriebe heute auseinandersetzen müssten, beginnend bei der Maut, über die heftig umstrittene Umsetzung des Mindestlohnes bis hin zur neuen Arbeitsstättenverordnung, die Arbeitgebern im Falle von Heimatarbeit vorschreibt, die Privaträume ihrer Arbeitnehmer zu überprüfen.

Erfreulicher stelle sich dagegen die konjunkturelle Situation dar: Das Konjunkturklima der Wirtschaft im südlichen Westfalen falle Anfang des laufenden Jahres besser aus als im September 2014. „Das liegt vor allem an weniger skeptischen Erwartungen für die künftige Entwicklung: fast ein Viertel der Betriebe setzt auf einen besseren Geschäftsverlauf. Im Herbst war es noch ein Fünftel“, so Kocherscheidt. Die Stimmung falle in fast allen Wirtschaftszweigen zwar etwas freundlicher aus, allerdings gelte dies nicht für den regionalen Einzelhandel. Grundsätzlich seien die Rahmenbedingungen für den Konsum zwar gut, aber viele Einzelhändler zeigten sich skeptisch, ob zusätzliche finanzielle Spielräume der Kunden, wie niedrige Benzinpreise oder höhere Gehälter, tatsächlich im Einzelhandel ankämen.

Stimulierend wirkten der gesunkene Ölpreis und der geringe Außenwert des Euros. Unternehmen, die viel nach Russland exportieren, seien dagegen vom starken Einbruch der Exporte getroffen. Zu geringe Auftragseingänge meldeten insbesondere Betriebe der Metallerzeugung, auch bei einigen großen Anlagen- und Maschinenbauern sorge man sich um Nachfolgeaufträge. Solide zeigt sich der regionale Arbeitsmarkt: Gegenüber dem Vorjahr ging die Arbeitslosenquote im IHK-Bezirk von 5,7 Prozent auf 5,5 Prozent zurück. Die anschließende Diskussion zur konjunkturellen Lage bestätigte diese Trends. „Alles in allem eine sehr differenzierte Lage, die weder Anlass zur Euphorie noch zur Schwarzmalerei liefert“, so Kocherscheidt abschließend.

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